Frieda Braun im Publikum In ihrer urtypischen Arbeitskleidung, Lockenwickler samt Haarnetz und Kittelschürze, einem Staubwedel, der Wärmflasche und viel Nippes, gastierte die Vollblutkabarettistin Frieda Braun am Mittwochabend vor restlos ausverkauften Saal in der Nachrodter Rastatt.
In ihrer ureigenen Art brachte sie die Halle fast zum Bersten mit den skurrilen Alltagsbegebenheiten aus ihrem Winterberg. Man muss sie einfach lieben, die mütterlich herzliche und zudem unerschrockene Sauerländerin, ausgestattet mit ausgefeiltem Wortwitz, verschmitzter Bauernschläue, entwaffnender Naivität und vor allem ihrem extrem starken Mienenspiel. Ob es die Zuschauer wollen oder nicht: Mit Begebenheiten, die uns alle aus dem Alltag bekannt vorkommen, nimmt sie das Publikum mütterlich unter ihre Fittiche und strapaziert deren Lachmuskeln so sehr, dass die Lachkrämpfe noch am Folgetag für Muskelkater sorgen. So auch in Nachrodt, wo auf Einladung der SPD-Frauen "Tante Frieda" zu Gast war.
Nach und nach lernte man Erwin, Hanni, Agga und Martha kennen und lieben und Frieda steigerte die Lust, ihrem hochsauerländischen Heimatort tatsächlich einmal einen Besuch abzustatten, um sich von der Trockenheit des dortigen Humors zu überzeugen. So verschroben, wie Frieda Braun denkt, bewegt sie sich auch. Das schönste aber dabei ist, dass Frieda, trotz eben dieser Professionalität, niemals routiniert oder gar abgezockt wirkt, sondern sich spitzbübisch charmant und mit feinem Sinn für das Sauerländisch-Absurde auslässt.
Gemeinsam mit Freundinnen aus der Splittergruppe plant die resolute Frieda einen Wohltätigkeitsbasar und ist deshalb auf der Suche nach Sachspenden. Schnell stellt sich im Saal heraus, dass der Beutezug nicht immer mit legalen Mitteln durchgeführt wird. So beweist ausgerechnet die kirchlich engagierte Kollekten-Agga ein robustes Maß an krimineller Energie. So zum Beispiel, als der Frauenkreis zum Phantom der Oper Hamburg bereist und in einem Nobelhotel logiert. Mit Tupperdosen ausgerüstet, sammelt Agga ungeniert Flüssigseifen und Shampoos en Masse, um diese auf dem Basar verticken zu wollen. Und zu Hause bereits hatte sie "sämtliche ollen Glühbirnen" ausgedreht, um diese vor Abreise in den Hotelzimmern gegen teure, gute Energiesparbirnen auszutauschen.
Die tobende Zuhörerschar erfuhr auch, dass und warum Ehemann Erwin eifersüchtig ist auf Stargeiger André R., wie ein, zudem ausgedientes Nachrodter Wasserbett, das Gleichgewicht zwischen Frieda und Erwin empfindlich störte oder Ernst, Erhard und Eckbert als wiedervereinte Combo "Mannchester-Hosen" den Basar mit Musik "unterstützen" möchte. Besonders die Wasserbett-Nummer kam gut an. Ruckartige Bewegungen darin waren zu vermeiden, sonst lag Frieda nämlich schnell daneben. Und wenn Frieda auf ihre alten Tage nachts mal raus musste bei Blasenentzündung oder anderen Befindlichkeiten, galt es, vorher Erwin zu wecken, damit dieser nicht in dem nur zu zwei Dritteln mit Wasser (wegen der Hausstatik, das Bett stand nämlich im Obergeschoss) 'ne Bruchlandung auf dem Fußboden hinlegte und sich dabei schon mal die Bauchflosse weh getan hatte, der Arme.
Frieda referierte über die Vorteile eines 1,90 Meter großen Seitenschläferkissens im Ehebett, quasi Partnerersatz. Das schnarcht nämlich nicht, hält die Finger bei sich und transpiriert nicht - ein heißer Tipp für die Nachrodter Frauenwelt im Saale Auch die PUMA-Trainingsanzüge der "Alten Herren Fußballer von 1895", eigentlich sportlich weniger, dafür aber voRm Fernseher ausgiebig genutzt, wovon die Kratz- und Fusselspuren zeugen, bekamen ebenso ihr Fett weg wie immer wieder Ehemann Erwin, ein Stromsparer vor dem Herrn.
Ein unvergesslicher Abend für alle Dagewesenen, tränende Augen und Lachsalven lösten einander ab. Zwei Zugaben gab es, dann war Schluss. Als Dreingabe erhielten die Zuschauer eine rote Rose, ausgangs überreicht von den Veranstalterinnen der Nachrodter SPD.
Quelle: come-on.de | Bild: derwesten.de